European Youth Meeting 2018

Paris, 21.-25. Juli 2018, European Youth Meeting

Mut braucht Schutz

Alle zwei Jahre treffen sich junge Amnesty-Aktivist*innen aus ganz Europa, um als internationale Menschenrechtsbewegung enger zusammenzuarbeiten. In diesem Jahr fand das European Youth Meeting (EYM) vom 21. bis 25. Juli in Paris statt. Drei Teilnehmerinnen berichten über die Themen des Treffens und gemeinsame Aktionen.

Ich heiße Franka, bin 22 Jahre alt und seit vier Jahren bei Amnesty. Das Thema des diesjährigen EYM war die BRAVE-Kampagne zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen weltweit. Fünf Tage lang hatten wir dazu inspirierende Inputs, Aktionen, Workshops und Diskussionen. Wir haben unser Verständnis der BRAVE-Kampagne vertieft und reflektiert, was es für uns selbst bedeutet, Menschenrechte zu verteidigen. Das Treffen hat aus mir eine mutigere Menschenrechtsverteidigerin gemacht.

Wir haben viele sehr persönliche Geschichten erzählt und gehört, wie herausfordernd es sein kann, Menschenrechte zu verteidigen. So zum Beispiel die Geschichte von Evdokia, Expertin für sexuelle und reproduktive Rechte, die in Russland wegen ihrer Menschenrechtsarbeit von der Regierung angeklagt wurde. Oder Loan und Mathilde, die sich in Calais für Geflüchtete einsetzen und dabei mitten in Europa Zeug*innen von schweren Menschenrechtsverletzungen werden. Besonders berührt hat mich auch Viktoria, Jugendkoordinatorin von Amnesty Ungarn, die den schleichenden Verfall der demokratischen Grundrechte in ihrem Land beschrieben hat. Dies waren nur ein paar der vielen lebendigen Beispiele, was es heißt, BRAVE zu sein.

Besonders wichtig fand ich, dass wir in einem Workshop zu Intersektionalität und Self-Care für Aktivist*innen gearbeitet haben – für mich zwei Querschnittsthemen der Menschenrechtsarbeit. Außerdem haben wir einen systematischen Überblick über internationale Menschenrechtsdokumente und -mechanismen erhalten, insbesondere auch über die UN-Erklärung zu Menschenrechtsverteidiger*innen. Ein weiteres Thema war Hate Speech: Welche Kategorien gibt es für die Einstufung der Gefährlichkeit, und wie kann man Hate Speech am besten begegnen, online und offline?

Für uns junge Amnesty-Aktivist*innen ist die internationale Jugendstrategie von Amnesty besonders interessant. Die Jugendstrategie soll die Jugend auf allen Ebenen – und in alle Ebenen – des Vereins fördern. Der Austausch unter uns Teilnehmenden über die Strukturen und Zugänge für die Jugend in den verschiedenen Ländern war sehr inspirierend und hat die Auseinandersetzung mit “Governance” in Amnesty zu einem greifbaren, relevanten und richtungsweisenden Thema gemacht.

Ich heiße Pauline, bin 23Jahre alt und seit drei Jahren Amnesty-Mitglied. Ein wesentliches Ergebnis unseres Treffens ist die europäische Jugendaktion. Im Rahmen der BRAVE-Kampagne unter dem Motto “Mut braucht Schutz” wollen wir auf Verstöße gegen die Pressefreiheit aufmerksam machen und eine europaweite Aktion durchführen, die Bewusstsein für die Gefahren schafft, mit denen Journalist*innen Tag für Tag konfrontiert sind.

Nach UN-Angaben sind in den vergangenen zehn Jahren 930 Reporter*innen, Redakteur*innen und Blogger*innen getötet worden. Die Täter bleiben zumeist unbekannt, selbst wenn die Strafverfolgung aktiv wird. Von den registrierten Fällen zwischen 2006 und Ende 2016 wurde nur jede vierte Tat aufgeklärt. Weil wir täglich miterleben, dass die Gewalt gegenüber Medienvertreter*innen zunimmt und erkennen, dass ihre Arbeit immer mehr Mut erfordert, möchten wir uns mit einer Solidaritätsaktion für sie einsetzen. Als Zeichen dafür veröffentlichen wir unsere eigene Zeitung, die alle wichtigen Zahlen und Fakten zu Journalist*innenmorden der vergangenen Jahre enthält. Damit lassen wir uns vor lokalen und nationalen Presseagenturen, Fernsehsendern, Zeitungsredaktionen und -verlagen ablichten und um den internationalen Charakter zu verstärken auch vor bekannten Wahrzeichen der einzelnen Länder. Die Fotos sollen in sozialen Medien, wie Facebook, Twitter und Instagram verbreitet werden. Wir werden außerdem eine Aktionsanleitung erstellen, sodass sich alle Interessierten beteiligen können.

Der Austausch mit jungen Aktivist*innen aus ganz Europa hat mich sehr inspiriert. Ich bin mit neuen Kontakten und zahlreichen Ideen nach Deutschland zurückgekehrt. Außerdem hat mich das Treffen dazu motiviert, der AG Internationales der Jugendvertretung beizutreten, um bei der Planung zukünftiger Vernetzungstreffen mitzuwirken. Als Teilnehmerin des EYM kann ich aufgrund persönlicher Eindrücke Feedback geben und Verbesserungsvorschläge anregen. Das Treffen war inhaltlich so abwechslungsreich wie seine Teilnehmer*innen, die einen großen Anteil an der positiven, energiegeladenen Stimmung hatten. In nur vier Tagen wurden aus Fremden Freunde, auch deshalb ist das Treffen so besonders. Gemeinsame Lernerfahrungen und kreative Aktionen zu verschiedenen Aspekten der Menschenrechtsarbeit führten zu einem starken Zusammenhalt der Gruppe. Ich halte das Treffen auch deshalb für sehr wichtig, weil es eine neue Generation von Aktivist*innen heranzieht und maßgeblich zum Empowerment der Jugend beiträgt.

Ich heiße Antonia, bin 23 Jahre alt und möchte euch über Aktionen auf dem EYM berichten. Gleich am ersten Tag ging es kurz nach der Ankunft auf die Place de la République im Zentrum von Paris. Dort machten wir mit einer zur BRAVE-Kampagne passenden Aktion auf die Rolle von Menschenrechtsverteidiger*innen in unserer Gesellschaft aufmerksam. Wir stellten uns in verschiedenen Formationen auf dem Platz auf und hielten Schilder in der Hand, auf denen Sätze über Menschenrechtsverteidiger*innen auf Englisch und Französisch standen. In unseren gelben Amnesty-T-Shirts waren wir ein guter Blickfang und konnten die Aufmerksamkeit der Leute auf uns ziehen. Wenn sie stehen blieben oder ein Foto machten, wurden sie von französischsprachigen EYM-Teilnehmenden angesprochen und mit weiteren Informationen zur Kampagne versorgt. Viele der Angesprochenen gaben auch gerne ihre Unterschrift für die Petitionen, die wir dabeihatten.

Am zweiten Tag beteiligten wir uns mit einem Video an der internationalen Aktion zur Legalisierung der Abtreibung in Argentinien. Das Erkennungszeichen der Kampagne waren grüne Halstücher, in Anlehnung an die Legalisierung der Abtreibung in Irland vor kurzer Zeit. Im Video lasen zuerst vier Teilnehmende ein Statement, in dem wir unsere Solidarität mit denjenigen zum Ausdruck brachten, die sich in Argentinien für eine Legalisierung der Abtreibung einsetzen. Am Ende des Videos riefen wir die Parlamentsabgeordneten mit dem Ruf “Aborto legal, ya!” dazu auf, sich bei der Abstimmung für eine legale Abtreibung in Argentinien einzusetzen.

Außerdem solidarisierten wir uns mit einer Foto-Aktion mit dem Camp Pikpa auf der griechischen Insel Lesbos, dem die Schließung droht. Das informelle Camp wird von Freiwilligen und Geflüchteten verwaltet und organisiert und bietet nicht nur Geflüchteten, sondern auch der lokalen Bevölkerung verschiedene Arten von Unterstützung an. #SavePikpa!

An unserem Treffen nahm auch Mona Elfareh teil, eine der Initiatorinnen der #AbbasiStays-Kampagne. Sie setzte sich gemeinsam mit ihrer Schule dafür ein, die Abschiebung von Taibeh Abbasi und ihrer Familie aus Norwegen nach Afghanistan zu verhindern; Amnesty unterstützte sie dabei. Leider war die Kampagne nicht erfolgreich, und die Abbasis können jeden Moment von der norwegischen Regierung abgeschoben werden. Für ihren Einsatz haben Mona und ihre Schule aber trotzdem einen Preis gewonnen, zu dem wir gemeinsam mit einer La-Ola-Welle gratulierten.

Die letzte gemeinsame Aktion des Wochenendes war ein Foto zur neuen Jugendstrategie von Amnesty International. Unter dem Titel “Youth, Power, Action” sollen junge Menschen mehr Platz und mehr Mitspracherechte in den Amnesty-Strukturen erhalten – Ziel ist unter anderem, dass unter 25-Jährige ein Drittel aller Amnesty-Mitglieder und Unterstützer*innen ausmachen sollen.

Ich bekam durch die Aktionen viele neue Ideen für Aktionen mit meiner Hochschulgruppe und habe erfahren, wie wenig es manchmal braucht, um eine gute Aktion auf die Beine zu stellen!

Pauline-Sophie, Franka und Antonia

 


Liebes Amnesty Mitglied,

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Die wichtigsten Fakten zum Treffen

  • Vom 21. Juli 2018 bis 25. Juli 2018 in Paris
  • Ca. 30 Teilnehmer_innen aus verschiedenen Ländern Europas
  • Für Unterbringung, Transport und Verpflegung etc. wird gesorgt und finanziell von Amnesty getragen
  • Es gibt vorab ein Briefing mit der AG Internationales, um die Aufgaben der deutschen Delegation beim Treffen zu besprechen

Hier ein Erfahrungsbericht vom letzten Meeting:

Bericht vom EYM 2016 (YouthNews 2016.2)

Wenn du Fragen hast, schreib an: internationales(at)amnesty-jugend.de

29. März 2024