Jugend@Amnesty 2017

200 Mitglieder aus ganz Deutschland versammeln sich in Karlsruhe

„If you want to be relevant, you need to be creative“. So zitierte der Generalsekretär Markus N. Beeko Nelson Mandela am Freitagabend, den 24.11.2017, beim Eröffnungsplenum des großen 10. Treffen der Amnesty-Jugend (Jugend@Amnesty 2017) in Karlsruhe.

Doch an Kreativität mangelte es in den Tagen vom 24.- 26.11.2017 mit Sicherheit nicht. Bereits Freitagabend summte der Fritz-Haller-Hörsaal im KIT nur so vor Inspiration, Ideen und Energie. Denn diese vielen jungen Menschen, die so zahlreich aus ganz Deutschland erschienen waren, brennen nur so für Menschenrechte und haben den Mut und das Ziel, diese brennende Energie auf noch mehr Menschen zu übertragen.

Am Ende des Plenums wurde Markus gefragt, was seine Wunschaktion für Amnesty International wäre, wenn es weder finanzielle, zeitliche, noch räumliche Grenzen gäbe. Doch der Generalsekretär gab keine konkrete Antwort, damit seine eigenen Vorstellungen nicht das Ende des Horizonts sind. Und mit diesen Worten begann ein intensives und inspirierendes Wochenende, bei welchem man mit Sicherheit dem Horizont einen Schritt näher kam.

Bevor man sich jedoch der Arbeit zuwandte, widmete man sich zunächst dem Vergnügen. So pilgerten die jungen Mitglieder erst einmal zu verschiedenen Karlsruher Bars und tanzten anschließend mit vollem Elan auf den Tischen der ar „Marktlücke“. Bereits hierbei konnte man die Energie und Leidenschaft, die in der Amnesty-Jugend steckt und zu noch viel größeren Dingen bereit ist, erahnen.

Trotz des ereignisreichen Freitagabends, erschien man am nächsten Morgen in alter Frische und mit viel Motivation – zumindest nachdem ein oder zwei starke Kaffees getrunken worden waren. Der Samstag startete mit zahlreichen Workshops, die man besuchen konnte. Von „Indigene Völker im Spannungsfeld von Naturschutz und Ressourcennutzung“ über „Traumatisierte Flüchtlinge“, bis hin zu „Improvisationstheater für spielwütige actors for human right“, war alles dabei. In insgesamt vierzehn Workshops wurde sowohl informiert und Ideen ausgetauscht, als auch gebastelt und getüftelt. Und genau das sind Amnesty-Mitglieder laut Markus: Bastler und Tüftler, die ausprobieren und scheitern, jedoch nicht aufgeben, sondern sich einfach weiter nach rechts bzw. links drehen oder mit noch mehr Leuten sprechen. Bastler und Tüftler, die bei diesen komplexen Prozessen ihre Energie immer aufrechterhalten und neue Leute damit anstecken. Denn diese Energie ist das Einzige, das der Willkür entgegen wirken kann.

Gerade in einem Land, in dem man Freiheit genießt und seine Rechte ausleben darf, ist es umso wichtiger, für diejenigen, die diese Freiheit nicht haben, zu kämpfen. Genau das geschah am 25.11.2017 auf dem Platz der Menschenrechte, auf dem sich im Anschluss an die Workshops alle Mitwirkenden versammelten, um ein Zeichen zu setzen. Sie bereiteten sich für einen Smartmob vor. Doch was in aller Welt ist ein Smartmob? Man könnte sagen, es ist ein Flashmob mit politischer Botschaft. Die politische Botschaft dieses Smartmobs lautete „More space for human rights“. Alle Versammelten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die „Shrinker“ (Bedränger) und die „Defender“ (Verteidiger). Die Shrinker symbolisierten hierbei den immer enger werdenden Spielraum für Menschenrechtsaktivisten/innen, welche von den Defendern verkörpert wurden.

Doch das Ausbrechen der Defender am Ende des Smartmobs zeigte, dass sich Amnesty International nicht kleinreden lässt und trotz aller Schwierigkeiten nicht aufgibt.

Später konnte man sich mit Punsch und Lebkuchen in der Hochschule für Gestaltung stärken, bevor es weiter zu organisatorischen Dingen, wie die Wahl der Jugendvertretung ging. Ausklingen ließ man den Abend mit einem Poetry Slam, für welchen vier junge Künstler eingeladen worden waren.

Der Poetry Slam thematisierte zum einen „Menschenrechte“, sprach aber auch andere ernste Sujets wie z.B. Angst und Zweifel an. Zum Anderen wurde darüber philosophiert, ob ein Künstler aus harten Verhältnissen kommen muss, um gut zu sein und inwiefern ein Bart und ein Dutt relevant für einen Hipster sind. Somit verließen viele die Hochschule etwas zwiegespalten, nicht wissend, ob sie nachdenklich oder amüsiert sein sollen.

Am Sonntag gab es die Möglichkeit, Anträge verschiedenster Art zu stellen und damit eventuell eine Veränderung zu bewirken. Beispielsweise, ob es einer klareren Position zu aktuellen politischen Situationen und menschenrechts-verachtenden Parteien bedarf. Dieses letzte Plenum gab jedem einzelnen Mitglied die Chance, wirklich etwas zu verändern und mitzuwirken und war somit ein besonderer Abschluss des Jugend@Amnesty-Treffens.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es fast schon magisch ist, wie viele junge Menschen sich für Amnesty begeistern. Und dabei ist es in Ordnung, Risiken einzugehen und vielleicht auch zu scheitern. Markus N. Beeko zitierte an dem Wochenende nicht nur Nelson Mandela, sondern auch einen Formel 1 Rennfahrer. Dieser sagte nämlich, wenn er am Steuer sitze und alles unter Kontrolle hätte, fahre er nicht schnell genug. Genauso wichtig, wie Risiken einzugehen, ist das Weitertragen der Energie. Man stelle sich vor, jedes anwesende Mitglied begeisterte eine weitere Person. Dann gäbe es in kürzester Zeit nicht nur 200 Begeisterte, sondern 400, welche wiederum noch mehr Menschen begeistern. Am Ende würde niemand mehr in seiner eigenen rosa Blase leben, sondern wäre sich der Wichtigkeit von Menschenrechten bewusst.

Nur ein Traum? Oder eher ein Ziel? Vielleicht ein traumhaftes Ziel. Ich glaube Hermann Hesse hatte Recht, als er sagte: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“

Von Louise Allin

Plenum zu Jugend@Amnesty in Karlsruhe

21. März 2019